Größte Geduld brauchen Fußgehende und Radfahrende, wenn es um neue und bessere Verbindungen durch Zuffenhausen geht. Zwei Beispiele dafür wurden in der September-Sitzung des Zuffenhäuser Bezirksbeirates besprochen.

Beispiel eins:
Sage und schreibe elf Jahre ist es her, dass eine „Bürgerbeteiligung“ mehrere Projekte zur Aufwertung des Landschaftsschutzgebiets „Hummelgraben“ nördlich des Zuffenhäuser Friedhofs diskutiert und priorisiert hat. Schon damals wurde der Bau einer neuen Fuß- und Rad-Brücke über die Ludwigsburger Straße auf der Höhe des Friedhofs für besonders wichtig erachtet. Seit 2017 stehen auch entsprechende Haushaltsmittel zur Verfügung, die Kostenschätzung der Stadt dafür betrug im Jahr 2017 1,5 Mio €. Seither wurde diskutiert, geplant, kalkuliert – aber bis heute steht keine Brücke.
Die gute Nachricht: Nun soll es endlich losgehen. Wenn alles klappt, könnten im Sommer 2028 erstmals Fahrräder über die neue Brücke rollen. Die schlechte: inzwischen kostet das Projekt mehr als das doppelte – fast vier Millionen Euro.
Beispiel zwei
… ist vielleicht noch relevanter für die langfristige Aufwertung des Radverkehrs: Eine radfreundliche West-Ost-Verbindung durch Zuffenhausen (also z.B. vom Stadtpark/Schlotwiese bis zum Bezirksrathaus) gibt es bisher nicht. Vor allem der unsägliche „Siegelbergdurchlass“ (Frankenstraße) ist eine unzumutbare Gefahr für Radfahrende, und eine Verbesserung ist dort nicht in Sicht. Nun gibt es eine andere Chance, die Radwegeverbindung neu zu gestalten. Durch die Zahn-Nopper-Straße könnte ein Radweg führen, unter Bahn- und Bundesstraße hindurch, und dann durch die Unterländer Straße bis zur Ludwigsburger Straße. Die Bahn will ihre älteste Brücke an dieser Stelle (Zahn-Nopper-/Ecke Stammheimer Straße) ohnehin erneuern und bietet der Stadt an, bei entsprechender Kostenbeteiligung die neue Brücke so breit zu planen, dass ein komfortabler Radweg durchpasst.

Wenn es so käme, hätte dies zwangsläufig zur Folge, dass auch über die Gestaltung der Unterländer Straße neu nachgedacht werden müsste. Denn diese ist derzeit alles andere als fahrrad-freundlich. B90/Grüne haben im Bezirksbeirat bereits vor zwei Jahren (leider erfolglos) für eine professionelle Neuplanung der Zuffenhäuser Einkaufsmeile geworben – mit weniger Platz für Autos und mehr Platz für Fußgehende, besserer Aufenthaltsqualität und gefahrlosem Radverkehr. Das muss keine Vollsperrung für Autos bedeuten.
Die gute Nachricht: Die aktuellen Pläne zur Aufweitung der Bahnunterführung machen eine solche Diskussion neu möglich. Die schlechte: Noch steht nicht fest, ob die Stadt die geschätzt zehn Millionen dafür aufbringen kann. Und nicht alle Fraktionen im Bezirksbeirat sind sich darüber einig. Die CDU beispielsweise argumentierte im September nachdrücklich gegen mehr Radverkehr in der Unterländer Straße.
Artikel kommentieren